Zur Entstehungsgeschichte

Marina Sahnwaldt berichtet aus den Anfängen des KLANGSPORTS:

 

„Die Idee für das Konzept beruht auf meiner Begeisterung für den Komponisten John Cage. In diesen Anfängen war das Projekt noch sehr vage. Keiner wusste so genau was KLANGSPORT eigentlich ist. Einschließlich mir. 2009 konnte ich ein erstes Projekt mit dem Perkussionisten Stefan Froleyks, dem Flötisten Markus Kuchenbuch, dem Sounddesigner Kai Niggemann sowie dem Schauspieler und Choreografen Jan Sturmius Becker in Münster realisieren.

 

EntstehungsgeschichteGrößte Herausforderung der damaligen Arbeit war es, SportlerInnen und MusikerInnen in einer „charmanten Liaison“ zusammenzubringen. Die Begegnung war zu Beginn alles andere als charmant. Denn gewöhnlich nehmen wir den Sport visuell wahr. Mit der Umleitung von der visuellen Ebene zum auditiven Erleben geraten die üblichen Spielregeln des Sports durcheinander. Ein Tischtennisspieler der darauf bedacht ist den Rhythmus zu halten wird nach sportlichen Maßstäben keine Punkte einholen. So bedurfte es sehr viel Überzeugungsarbeit und vorsichtige Annäherungsversuche Sport und Musik zusammenzubringen. Wir luden Menschen ein an Schnuppertrainings teilzunehmen und mit uns das Format gemeinsam zu erkunden. Etwa 100 Menschen im Alter von 12-65 Jahren nahmen unverbindlich an dem Training teil, das sich vorwiegend an allgemeinen sportlichen Bewegungen, nicht an konkreten Disziplinen, entwickelte. Am Ende wurden die Ergebnisse mit 20 KLANGSPORTlerInnen in einer Revue aufgeführt. Im Anschluss daran haben wir einige Vermittlungsformen erprobt, die uns zum Landessportbund und zur Bundesschulmusikwoche führten. Darüber hinaus wurde mit dem Format in der Sporttherapie einer forensischen Klinik und im Kindergarten experimentiert. 2011 wurde das Projekt mit dem Junge Ohren Preis ausgezeichnet.

 

Diese erste klangliche Entdeckungsreise durch den Sport weckte eine noch größere Neugierde. Viele Ansätze konnten in den Anfängen noch nicht vertieft werden. Für ein tragbares Vermittlungskonzept bedurfte es der näheren Beschreibung und vor allem musikalisch detaillierterer Grundlagen. Für musikalische Kompositionen sind vollkommen andere Produktionsbedingungen erforderlich, als die, die in der ersten Projektphase gegeben waren. Heute würde ich sagen, dass das musikalische Potential vor allem in konkreten Sportdisziplinen verborgen ist. Gerade Individualsportarten, beispielsweise Leichtathletik oder Turnen aber auch Kampfsportdisziplinen, sind in ihrer auditiven Form sehr spezifisch zu entdecken und wecken den Reiz, sie kompositorisch zu entwickeln.

Durch mein Studium der Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg sollte es aber nicht nur bei einer musikalischen Neugierde bleiben. KLANGSPORT entwickelt sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive auch mit einer forschenden Neugierde und verbindet diese mit der künstlerischen Praxis.“